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Garmin Edge 520

Test: Garmin Edge 520

Sicher gibt es auch für den Garmin Edge 520 schon etliche Testberichte. Nichtsdestotrotz möchte ich euch meine Eindrücke als Garmin-Neuling schildern und gerade an ebensolche Neo-Garministen ist der Bericht besonders gerichtet, daher werden auch etliche Punkte besprochen, die bisherigen Garmin-Besitzern nicht neu sein dürften. Bisher nutzte ich die Radcomputer von Sigma, zuletzt den Rox 9.0 und auch bei meinen Überlegungen über eine Anschaffung eines GPS-fähigen Computers stand der Rox 10 auf meiner Liste. Nun ist es doch ein Garmin geworden und zwar der neue Edge 520, das Nachfolgemodell des 510. Unterschiede zum 510er: kleiner und leichter, kein Touchscreen, dafür eine Kartenfunktion.

Garmin Edge 520

Die Hardware

Garmin Edge 520Bestellt habe ich mir das Bundle inklusive Brustgurt, Trittfrequenz- wie Geschwindigkeitssensor gekauft. Letztere beiden funktionieren inzwischen auf Basis von Inertialsensoren, sie reagieren also auf Beschleunigung und benötigen keine Magneten mehr. Der Geschwindigkeitssensor wird dafür an einer der Naben befestigt, der Trittfrequenzsensor an der Garmin Edge 520Kurbel. Mitgeliefert im Bundle sind außerdem eine Aerohalterung und 2 herkömmliche Halter für Lenker oder Vorbau. Der Edge 520 selbst wirkt stabil, ebenso der Sitz in der Halterung, anders als der Sigma Rox 9.0, der schon bei kleinsten Berührungen drohte, abzufallen (und es auch tat). Und natürlich fehlt auch das USB-Kabel zum Laden und Synchronisieren am PC nicht.

Die Geschwindigkeitsdaten vom Sensor scheinen bei gefühlt konstanter Geschwindigkeit recht stabil, dagegen schwanken die Daten der Trittfrequenz doch erheblich. Der gemittelte Endwert scheint schon zu stimmen, wenn man sich aber vornimmt, eine bestimmte Frequenz zu treten, weiß man nicht so richtig, welcher der Werte gerade stimmt.

Bedienung

Garmin Edge 520Bei der Erstinbetriebnahme des Geräts wird man zügig durch die Grundeinrichtung des Gerätes geführt (Sprache, Profil, Maßeinheiten, Sensorverbindung). Auch ansonsten funktioniert die Bedienung intuitiv einfach. Kaum war der Akku vollständig geladen, startete ich bereits zu meiner ersten Tour, außer Brustgurt noch ohne Sensoren, die Geschwindigkeit wird auch per GPS ganz gut ermittelt (parallel kontrolliert mit dem Sigma Rox). Die Datenseiten waren da freilich noch nicht eingestellt und auch die Anordnung der 7 Bedienknöpfe ist erstmal gewöhnungsbedürftig. Als ich das erste Mal auf die nächste Seite umschalten wollte, habe ich die Aufzeichnung gestoppt. 😉

Die Einrichtung der Trainings- oder Wettkampfseiten (oder andere, man kann sich unterschiedliche Profile erstellen) nimmt man am besten nach den ersten Touren vor, wahrscheinlich ändert man nach ein, zwei weiteren Fahrten wieder etwas – vielleicht war eine Seite zu voll, eine Information fehlte, eine andere war doch irgendwie überflüssig. Der Edge 520 bietet einem jedenfalls eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten.

Die Kartenfunktion

Garmin Edge 520Garmin Edge 520Wichtig bei der Kartenansicht: Der Edge 520 ist an sich kein Navi. Es gibt keine Funktion, dass du ihm sagen kannst, navigier mich von A nach B (außer, dass einem die Himmelsrichtung in der der anzusteuernde Ort liegt, angezeigt wird, aber eben nicht, welche Straße man nehmen soll). Man kann Strecken aufs Gerät laden, Garmin Edge 520Garmin Edge 520die dann auf der Karte markiert sind (mit Warnung, wenn man die Strecke verlässt). Auch die mitgelieferte Karte ist sehr rudimentär, man kann die Autobahnen und die größten Straßen erkennen und bekommt höchstens einen ungefähren Eindruck davon, wo man sich befindet. Die gute Nachricht: Man kann die Standardkarte mit einer OSM-Karte austauschen. Die schlechte Nachricht: Der interne Speicher (kein Micro-SD-Slot) ist begrenzt, man muss sich also für eine Region entscheiden und bei Reisen die Karte erneut austauschen. Wie das geht, wird hier sehr gut beschrieben.

Der manuelle Zoom ist etwas umständlich, da man sich erstmal in ein entsprechendes Menü klicken muss. Dazu kann man sich auf der Karte noch 2 frei wählbare Datenfelder anzeigen lassen… oder keines zum Vorteil einer größeren Kartenansicht. Auch die platzraubende Darstellung der Fahrtrichtung lässt sich abschalten.

Höhendaten

Garmin Edge 520Die Höhe wird bei Tour-Start auf die Position kalibriert und danach barometrisch gemessen. Dafür gibt es vorne an der Unterseite des Edge 520 eine kleine Öffnung. Bei gutem Wetter hatte ich auch keine Probleme. Kleinere Abweichungen Zwischen Start und Ziel (am selben Ort) können durch Änderungen des Luftdrucks während dieser Zeit auftreten. Bei schlechtem Wetter hatte ich das Problem, dass anscheinend Wasser an/in diese kleine Öffnung gekommen war, damit konnte man diese Angaben leider vergessen. Ich hatte den Computer an der Aerohalterung befestigt, dadurch war die Unterseite natürlich frei in der Luft. Möglicherweise gibt sich dieses Problem, wenn der Edge am Vorbau montiert und die Öffung dadurch etwas geschützter ist. (noch nicht ausprobiert)

Wenn man eine Strecke zum Abfahren geladen hat, wird auf der Seite mit den Höhendaten, nicht der aktuell gemessene Wert, sondern der Wert aus den GPS-Daten der Strecke angezeigt und an welcher Stelle man sich befindet. Dies ist sicher hilfreich (oder auch gerade nicht 😉 ), wenn man mal längere Anstiege zu bewältigen hat. Auch hier gilt: Die geladenen GPS-Daten sind nicht immer akkurat.

Strava-Live-Segmente

Für die einen ist es eine Spielerei, für mich tatsächlich eine weitere Motivation, alles bei Intervallen aus mir heraus zu holen. Wir haben doch fast alle unsere persönlichen Streckenabschnitte, auf denen wir unsere persönlichen Rekorde jagen. Wer sich nicht scheut, sich auch noch bei Strava anzumelden (3 Monate Premium-Mitgliedschaft gibt es beim Edge 520 gratis dazu), kann bestehende Segmente favorisieren und über Garmin Connect mit seinem Edge 520 (es soll nach Firmware-Updates auch für 510, 810 und 1000 möglich sein) synchroniseren.

Garmin Edge 520Neben dem Streckenabschnitt sind persönliche Bestzeit, der Nächstplatzierte (aus der Abonnentenliste) und die KOM/QOM-Zeit gespeichert. Kurz vorm Start des Segments (das aktiviert sein muss) gibt es einen Distanzcountdown, anschließend wird einem auf der Karte das Segment nebst noch zu fahrender Strecke und Zeitrückstand oder -vorsprung auf die gewählte Option angezeigt. Achtung: Die Anzeige ist etwas verzögert, startet daher lieber schon ein paar Meter früher. Auch werden meinem Gefühl nach die Zwischenzeiten anhand von Durchschnittsgeschwindigkeit errechnet, es wird also nicht berücksichtigt, ob der virtuelle Partner noch einen Endspurt eingelegt hat oder eingebrochen ist oder die Beeinflussung der Momentangeschwindigkeit durch Steigung und Gefälle. Es ist keine Verbindung zum Internet via Smartphone nötig!

Wichtig: Wenn man eine Strecke zum Nachfahren geladen hat, scheinen die Live-Segmente nicht zu funktionieren. Auch verschachtelte Segmente können nicht alle live angezeigt werden, sondern nur das, welches als erstes beginnt. Die vom Edge 520 berechneten Endzeiten können um eine Sekunde von der am Ende offiziellen Strava-Zeit um eine Sekunde abweichen.

Ganz wichtig: Abmelden vom Premium-Account bei Strava nicht vergessen, wenn man diese Funktion nicht zwingend benutzen möchte, ansonsten wird die Kreditkarte, die man zur Nutzung der 3 kostenlosen Monate benötigt, belastet und die Mitgliedschaft verlängert.

Livetracking

Garmin Edge 520Noch ein Novum für mich: Ich brauchte für den Test ein Smartphone, das ich mir zum Glück von meiner Freundin borgen konnte. Also kurzerhand Datenguthaben dazu gebucht und die Garmin Connect App installiert. Zum Glück funktioniert sie auch mit der älteren Android-Version, nur die beworbenen Mitteilungen auf den Edge 520 über eingehende Nachrichten und Anrufe werden nicht unterstützt. Der Edge 520 wird per Bluetooth mit dem Smartphone verbunden, weclhes wiederum ein Datennetz benötigt. Über die App können Empfänger deiner Einladung zum Livetrack hinzugefügt werden. Nach dem Start des Livetracks in der App, musst du nur noch eine Aktivität am Edge 520 starten.

Der Name, der im Livetrack angezeigt wird, kann im Konto bei my.garmin.com geändert werden. Allerdings seht trotzdem in meiner Einladungsmail “ Eine Einladung von LiveTrack“. Ich wüsste gerne, wo man seinen Namen statt „LiveTrack“ eingeben kann. Ansonsten funktionierte das ganze ganz gut. Das senden an den Twitter-Account funktionierte leider nicht, da bin ich noch dran.

Sonstiges

Der Edge 520 ist mit ANT+ kompatiblen Leistungsmessern koppelbar, ebenso mit entsprechenden Heimtrainern. Diese habe ich nicht zur Verfügung und kann die Funktionen entsprechend nicht testen. Außerdem gibt es Trainingssteuerung mit Intervallen sowie optionale Alarmsignale bei Über- oder Unterschreitung von Puls- oder Trittfrequenzwerten (etc.). Der eingebaute Akku soll bis zu 14 Stunden halten. Bisher habe ich das noch nicht ausreizen können, die angezeigten Werte sahen aber gut aus.Nachtrag: Nach einer 4,5-stündigen Fahrt mit Bluetooth und Livetracking war der Akku noch zu 66% geladen.

Natürlich sinkt der Wert mit der Nutzung von Bluetooth und der Beleuchtung.Letztere lässt sich leider nicht einfach einschalten, sondern reagiert nur aufs Drücken auf einen der Knöpfe, womit man entweder die Seite verlässt oder in die Helligkeitseinstellung kommt, man kommt ums 2-mal-Drücken nicht herum.

Fazit

Der Preis um die 300€ für das Bundle (bei entsprechenden Angeboten im Internet) ist schon stolz, man bekommt aber auch einen soliden GPS-Radcomputer mit Kartenfunktion. Allerdings navigiert er nicht tatsächlich, dafür benötigt man dann doch die höherklassigen Modelle, die jedoch auch größer und schwerer sind. Auch das Kartenmaterial ist begrenzt, entweder in der Genauigkeit oder im regionalen Umfang, wer aber meist in einer Region fährt, merkt mit einer personalisierten OSM-Karte davon nicht viel.

Für den ambitionierten Sportler ist dieser Computer sehr gut geeignet. Die vielen Möglichkeiten, sich die Seiten mit Profilen einzurichten, Geräte wie Leistungsmesser zu koppeln, Strecken nachzufahren oder sich bei Strava Fernduelle auf Segmenten zu liefern, sind hilfreich wie motivierend. Die Livetracking-Funktion mag meist nur eine Spielerei sein, kann aber auch hilfreich sein. Ein weiteres Plus ist dabei die kompakte Größe bei einem Gewicht von gerade mal 60g. Ein wenig stört die Umständlichkeit beim Kartenzoom und der Beleuchtung, was dem positiven Gesamteindruck aber nur unwesentlich schadet. Bis jetzt bereue ich den Kauf nicht.

Edge 520GarminTechnikTest

Jens Ole • 21. Oktober 2015


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