Passion Radsport

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Winterkleidung für Radfahrer

Der Kampf gegen die Kälte (1/2)

Winterkleidung für Radfahrer

Teil 1: Kopf, Rumpf und Hände

Die Kälte ist neben der Witterung das größte Hindernis, wenn es darum geht, den inneren Schweinehund zu überwinden und sich aufs Rad zu schwingen. In meinem Beitrag über das Wintertraining für Rennradfahrer habe ich das Thema Kleidung ja schon mal angerissen. Nun möchte ich euch mein eigenes Equipment vorstellen, mit dem ich es schon mal bis zu -10°C für ein paar Stunden aushalte. Die verschiedenen Teile haben sich über die Jahre so angesammelt, eine komplette Ausrüstung auf einmal würde auch schon einen schönen Batzen Geld kosten, das möchte ich nicht verschweigen. Dafür fahre ich nun lieber 3 Stunden draußen im Frost als eine Stunde auf der Rolle.

Winterkleidung für RadfahrerIch werde jetzt keine Kleidungsvorgabe für bestimmte Temperaturen aufzählen, sondern neben der Körperregion vielmehr aufzeigen, welche Kleidungsstücke man kombinieren könnte. Als Physiker würde ich ad hoc ja erstmal sagen, dass man die Temperatur selbst unter Berücksichtigung eines Windchill-Faktors recht objektiv angeben kann, doch unterscheidet sich das eigene Kälteempfinden doch wesentlich von dem anderer Fahrer. Und auch die Physis wie der Muskelanteil oder das Alter, was z. B. die Empfindlichkeit der Gelenke betrifft, spielen eine erhebliche Rolle. Wer schon etliche Winter auf dem Buckel hat, findet hier möglicherweise nicht viel Neues, weiß aber vielleicht noch ein paar Tipps, über die ich mich in den Kommentaren sehr freuen würde. 🙂

Der Kopf

Der erste Schritt ist bei mir immer meine (relativ) dünne Mütze aus dem Vereinssortiment, ähnliche Modelle gibt es hin und wieder auch mal bei Tschibo im Laufsortiment, die passen auch gut unter den Helm, etwas wärmer sind dann noch die Helmunterzieher, die so geschnitten sind, dass die Ohren vollständig abgedeckt sind und das ganze durch die Helmriemen geschlossen gehalten wird. Als sehr praktisch haben sich gegen den kalten Luftzug am Hals Schlauchtücher erwiesen, die man ebenfalls als Kopftuch unterm Helm tragen kann (Multifunktionstuch). Am Hals tragend kann man es bei kaltem Gegenwind auch gut über Mund und Nase ziehen – dafür beim Anziehen schon drüber ziehen, damit der Helmriemen es nicht komplett am Hals fixiert. Das Tuch ziehe ich mir immer vor der letzten Rumpfschicht an, damit es rundum unterm Kragen liegt. Das letzte Schritt wäre eine Sturmhaube – z. B. auch von Tschibo. Wenn die dann aber alles bis auf die Augen abdeckt, könnte es mit einer Brille problematisch werden, wenn der Atem unter der Haube bei den Augen austritt – vielleicht tritt das Problem bei höherwertigen Masken nicht auf, dazu kann ich leider nichts weiter sagen. Vielleicht habt ihr da schon bessere Erfahrungen machen können. An die kalte Luft an den Augen kann ich mich aber meistens gewöhnen.

Mein Repertoire: Mütze, Helmunterzieher, Mufu-Tuch, Sturmhaube, HELM

Extremvariante bei mir: Helmunterzieher + Sturmhaube.

Winterkleidung für Radfahrer

 

Der Rumpf

Das Zwiebelprinzip ist ja eigentlich jedem bekannt. Leider muss aber auch der Schweiß nach Außen abtransportiert werden und irgendwann gibt auch der beste Funktionsstoff bei zu vielen Schichten den Geist auf. Schaut erstmal nach, was ihr so alles im Schrank habt und probiert bei unterschiedlichen Temperaturen aus, was am besten funktioniert. Eine Winterjacke mit Unterhemd, aber ohne Trikot, kann manchmal besser sein als ein Langwarmtrikot mit Windjacke drüber – eine Schicht weniger bei ähnlicher Wärmeleistung = weniger Ansammlung von Schweiß, der am Ende den Körper auskühlen lässt. Wenn man die Träger der Hosen nicht mit einrechnet, mache ich bei spätestens 4 Schichten Schluss, danach wird es auf die Dauer auch nicht mehr angenehmer. Man wird unbeweglich, fühlt sich wie das Michelinmännchen und der Schweiß lässt einen erst unbemerkt, dann unangenehm deutlich auskühlen.

Mein Repertoire: Unterhemd (kurz oder lang), Langarmtrikot(s), Windweste, Regenjacke, Windjacke, Winterjacke, Warnweste

Extremvariante bei mir: Unterhemd kurz, 2 Langarmtrikots (beide mit Fließ, also nicht nur Lycra) und die Windjacke, dazu ja noch die Träger von 2 Hosen, die ja nicht unwesentlich beitragen. Warnweste bei Dunkelheit!

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Die Hände

Die Hände sind ein schwieriger Fall. Sie sind dem Fahrtwind voll ausgesetzt, wir bewegen sie selbst kaum, sind aber voll auf sie angewiesen. Dazu werden sie bei schlechter Haltung auch noch schlecht durchblutet. Ein weites Spektrum decken meine neuen Handschuhe von Roeckl ab. Außerdem bieten die noch relativ dünnen Fingerhandschuhe weiterhin eine gute Radbeherrschung. Im letzten Winter hatte ich mir dann noch die etwas frostigere Variante angeschafft. Eine Kombination aus Fingerhandschuhen plus ein Paar Überzieh-Handschuhe – eine Mischung aus Fingerhandschuh und Fäustling: Neben dem Daumen und Zeigefinger sind die restlichen 3 Finger in einem Segment, was bewirken soll, dass sie sich gegenseitig wärmen können und man dennoch eine gewisse Beweglichkeit behält (Zeigefinger für die Schaltung). Fürs Crossen im anspruchsvollen Gelände sind sie mir allerdings trotzdem zu unpraktisch. Diese Kombination habe ich mir vorsorglich etwas größer gekauft aus verschiedenen Gründen. Erstens kann ich mir selbst die Unterziehvariante noch über meine Roeckl drüber ziehen (so geht es noch auf dem CX im Gelände) und zweitens möchte ich die Durchblutung nicht zu sehr abdrücken. Schließlich ist es das Blut, das die Hände warm hält. Daher noch ein Tipp für alle, bei denen die Hände nach einiger Zeit taub werden: Lasst eure Arme kreisen (haltet vorsichtshalber an), so treibt ihr wieder mehr Blut in eure Finger und das Gespür kehrt, wenn ihr es rechtzeitig macht, wieder zurück.

Mein Repertoire: Fingerhandschuhe, 2-Schicht System Set (Specialized Subzero)

Extremvariante bei mir:  Specialized Subzero Kombi reicht mir bei -10°C, ab und zu die Arme kreisen.

Winterkleidung für Radfahrer

Coming soon: Beine, Füße und Getränke

In Teil 2 werde ich euch berichten, wie ich mich an den Beinen und den Füßen warm halte. Außerdem werde ich das Thema Getränke ansprechen, was, sobald man sich schon mal für längere Touren eingepackt hat, ein ja nicht unerhebliches Problem bei frostigen Temperaturen ist. Habt ihr zu Teil 1 noch Tipps oder Fragen? Schreibt sie einfach in den Kommentaren. 🙂

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Jens Ole • 8. Dezember 2014


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