Spreewaldmarathon 2012
Nach so einem Tag sollte man sich wünschen, auf der Arbeit am Montag nicht gefragt zu werden, was man am Wochenende so gemacht hat, denn wenn man da dann ehrlich antworten würde, klänge die Antwort wohl etwa so: „Am Samstag bin ich um halb fünf aufgstanden, bin eine Stunde später mit Rad und Sportsachen im Gepäck in den Spreewald gefahren, um dort um 8 Uhr auf eine 200km-Radtour zu starten, für die ich über 20€ Teilnahmegebühr gezahlt habe, und um am Ende als Lohn eine grün-goldene Bleigurke zu bekommen, bevor es wieder nach Hause ging.“ Mal ehrlich: Wenn man euch etwas ähnliches erzählen würde, es dabei aber um sowas wie nen Häkelmarathon ginge, würdet ihr demjenigen doch auch den Vogel zeigen, oder?
Gestern fand die jährliche Auflage des Spreewaldmarathons statt. Ca. 205km gab es zu bewältigen ohne große topographische Schwierigkeiten. Das größte Hindernis war tatsächlich die unmenschliche Zeit, zu der der Wecker klingelte. Aufstehen, Spiegelei mit Speck essen, anziehen, Sachen und Rad einladen und los. In Güterfelde traf ich mich mit Kettablatt aka Jens für die Fahrgemenschaft und kurz vor 7 waren wir dann in Lübben, wo wir unsere Startunterlagen abholten und noch genügend Zeit für einen Besuch beim Bäcker hatten. Am Start trafen wir dann unsere Teamkameraden, zu elft mischten wir uns unter die ca. 400 Marathonteilnehmer, die unter der teuflisch guten Anfeuerung von Didi Senft auf die Strecke geschickt wurden.
„Wir fahren locker, so nen 30er Schnitt, und wir bleiben im Windschatten des Feldes! “ hieß es zuvor fast einstimmig. So ging es auch zuerst locker los, doch schon bald war ein Grüppchen vorne weg. Eine kleine Irrfahrt und ein Sturz zerrissen die Felder noch ein wenig mehr. Mit ein paar anderen Hallzigern war ich dann in der 4. Gruppe, bis Kettablatt einen Vorstoß zur nächsten Gruppe vorschlug. Auf ging es: Zu zweit ließen wir es krachen, hatten dabei hier und da immer mal wieder jemanden im Schlepptau und ab und zu auch ein wenig Hilfe. An der 3. Gruppe fuhren wir direkt vorbei, Nummer 2 war ja schon in Sicht und bald hatten wir auch die. Hier trafen wir den Großteil des Hallziger Teams wieder und wir formierten uns mehr und mehr an der Spitze und schickten uns an, an die Spitze heranzufahren. Leider machte uns da der 1. Kontrollpunkt einen Strich durch die Rechnung.
Die Kontroll- und Verpflegungspunkte hatten eine große Auswahl an belegten Broten, Wasser, Cola, Isodrinks und Keksen, verhungern konnte man nicht. Ab dem 2. Kontrollpunkt fuhren mit mir 8 andere Hallziger in meiner Gruppe, zumeist an der Spitze und selbst gegen den Wind fast stetig deutlich über 30km/h. Hatte sich was mit locker: Unserem Namen haben wir alle Ehre gemacht. Natürlich durften auch mal andere nach vorne, aber die mussten sich schon lautstark melden, vor allem Hightower hat häufig den Platz im Wind besetzt gehalten und ganz unschuldig war ich wohl auch nicht *hüstel*.
Das Bild war eigentlich bis zum Ende immer gleich: 9 Hallziger in einer Gruppe von 20 bis 30 Fahrern, die nach und nach immer wieder kleine Gruppen, zum großen Teil Teilnehmer kürzerer Strecken, überholte. Und auch ein immer wiederkehrendes Bild: Oli, der nach vorne rausfuhr, die Gruppe auseinanderriss, eine kurze Jagd anstiftete, um anschließend alles wieder zusammen rollen zu lassen. Er musste sich ja schließlich schonen für das Rennen in Göttingen am nächsten Tag. Am Ende stand auf dem Radcomputer ein knapper 34er Schnitt, ich will mir nicht ausmalen, was die Beine hätten leisten müssen, hätten wir vorher was von „Heute rasen wir!“ gesagt. Bei (viel zu) lauter Musik erholten wir uns im Zielbereich auf der Schlossinsel in Lübben. Nicht unerwähnt sollen noch die 3 Hallziger Damen bleiben (die jüngste 4 Jahre alt), die die 20er Strecke bewältigt haben. Ein großes Dankeschön noch an den Radsport-Wettergott für dieses tolle Wetter, am Morgen war es zwar noch recht frisch, aber am Mittag war dann sogar kurz-kurz möglich bei schönstem Sonnenschein. Erst auf dem Rückweg auf dem Berliner Ring fing es an, zu regnen. Wie schön, dass die Räder im Auto lagen.
Es war eine tolle Veranstaltung auf den sehr schönen Straßen des Spreewaldes (die Kopsteinpflasterabschnitte verbuche ich da mal unter lokalem Flair), die im nächsten Jahr fast schon sicher wieder im Kalender stehen wird, vielleicht ja zusammen mit dem Zeitfahren am Vortag, das 4 Teammitglieder schon in diesem Jahr mitgenommen haben. Ein großer Dank an die Organisatoren und meine Teammitglieder für diese schöne Veranstaltung.