Neuseenclassics 2012
Am Sonntag war es soweit: Das erste Radrennen des Jahres sollte für mich stattfinden. Schon fast traditionell liegt der erste Termin immer im Mai, so auch dieses Jahr und zwar die Neuseenclassics 2012 (NSC) in Zwenkau bei Leipzig. Während ich letztes Jahr noch das 30km-Rennen gefahren bin, um mich zum Einen für einen Triathlon wenige Tage später zu schonen und zum Anderen einem Teamkollegen zu einer guten Platzierung zu verhelfen, stand diese Teilnahme ganz im Zeichen des German-Cycling-Cups. Dabei sollte es nicht um meine persönlichen Punkte gehen, sondern um die Teamplatzierung, da ich Teil des Teams Hallzig Express 2 war, das auf der 68er Distanz startete und DAS Team für die Gesamtwertung des GCC ist. Da die NSC eines der Heimrennen des Hallzig Express sind, standen nicht wenige von uns am Start: Über 42 Hallziger haben sich auf den 3 Strecken (30, 68 und 125km) an diesem Tag zusammengefunden – mehr als bei jedem anderen Rennen) – aufgeteilt auf 7 Teams und ein Tandem.
Das 68er Rennen startete als letztes um 10.15h, daher hatte ich beschlossen, erst am Renntag anzureisen. Aufgestanden um 5.30h, losgefahren um 6.30h und angekommen um 8.30h war ich rechtzeitig da, um meine Startunterlagen abzuholen und meinen Teamkameraden auf der Langstrecke viel Erfolg zu wünschen, bevor ich mich selbst und mein Rad, das ja noch gar keine Rennerfahrung hatte, fertig machen sollte. Um 9.30h rollte ich los durch den Ort Richtung Startaufstellung und bereits auf dem Weg dorthin traf ich weitere Teamkollegen, bei der Beteiligung auch kein Wunder. In der bereits sehr warmen bis heißen Vormittagssonne warteten wir in erster Reihe auf den Start, der dann auch pünktlich erfolgte.
So ging es denn auf die Strecke. Im Voraus hatten wir ja ein wenig über unsere Taktik diskutiert (wie immer), mussten aber schon früh einsehen, dass vorne zum Einen einfach mit harten Bandagen gefahren wird, zum Anderen, wenn man es ablehnt mit Ellenbogeneinsatz zu fahren, man ruckzuck im Feld eingebaut wird und jede Taktikvorgabe hinfällig wird. So kam es denn, dass ich, nachdem ich 2 Mal das Feld angeführt hatte (geiles Gefühl, auf der Schnellstraße nur das Führungsfahrzeug vor sich zu sehen, leider habe ich nur eine Heckkamera), nach dem letzten Wechsel eingebaut wurde und rechts und links die Fahrer vorbeirauschten – NA TOLL. Von einer geschlossener Teamformation konnte bei dem Durcheinander leider auch keine Rede sein.
In kurzen Sätzen will ich den folgenden Rennverlauf beschreiben: Ortseingangs von Markkleeberg gabe es eine Baustelle (eine Fahrspur und schön kurvig, in der Formel 1 nennt man so etwas Schikane), in Markkleeberg erwarteten uns die aus den Vorjahren bekannten Straßenbahnschienen in der Mitte der voll befahrbaren Straße, was unwillkürlich zu einem Sturz führte, ich hoffe, der betroffene Fahrer hat diesen gut überstanden. Um den Markkleeberger See fuhren wir dieses Jahr anders herum, kurvig und wellig war dieser Abschnitt, der in beiden Punkten am Kanupark gipfelte (rechts-Abfahrt-links-links-Anstieg), anschließend verlief die Strecke am Störmthaler See entlang, wo die Straße schmal und das Profil auch hier leicht wellig waren.
Von den meisten Teamkollegen hatte ich hier schon nichts mehr gesehen. Oli nahm ich z.B. zuletzt auf der B2 wirklich wahr. Vom Kanupark an fuhr ich dann zumeist in der Nähe von Stefano und Ronny. Mein Puls schwankte stetig zwischen 170 und 190, bedingt durch den Ziehharmonikaeffekt, der natürlicherweise hinter engen Kurven, aber auch provoziert durch die Geschwindigkeitsänderungen an der Spitze enstand, so beschleunigte das Feld hintern Störmthaler See erstmal auf 55km/h, ein Wunder, dass ich da sogar noch Plätze gutgemacht hatte. Mit jeder Ortschaft wurde es jetzt mehr und mehr ein Ausscheidungsfahren. Während ich anfangs noch bei gleichgeschätzter Anzahl von Fahrern vor mir etliche hinter mir beobachtete, schwand letztere Zahl bis hinter Eula auf praktisch 0 zusammen. Ich vermute, dass wir etwa 100 Fahrer in dieser nun endgültigen Gruppe waren. Zu diesem Zeitpunkt traf ich André auf gleicher Höhe, der für sich noch mal das Loch zufahren konnte und mir von den Schicksalen einiger anderer berichten konnte. Nachdem wir uns gegenseitig (wir beide waren mit Kameras ausgerüstet, André sogar mit Front) ein wenig Videozeit gaben, nahm man an der Geschwindigkeit wahr, dass sich die Spitzenteams auf den Sprint vorbereiteten
Am Kraftwerk Lippendorf unternahm ich einen letzten Versuch, mich ein wenig weiter vorne zu positionieren und fuhr auf der anderen Seite eines Verkehrsteilers parallel zur Spitze bis auf Höhe von Position (ca.) 20 vor. Der Anblick der Führenden war schon beeindruckend: entschlossene, verbissene Blicke (ok, gab es weiter hinten durchaus auch, die Zielsetzung unterschied sich da bloß) und zwischen den Rädern war kaum Platz ür ein Blatt Papier. Und darin lag dann auch das Problem: Nachdem die große Hauptgruppe mit der, die hinter mir fuhr, hinter der Vekehrinsel schwungvoll, wie man es von Profirennen kennt, zusammenfuhr, fand ich keine Lücke, in die ich hätte hineinschlüpfen können, da fehlt mir doch die Erfahrung – und der Skrupel. Rechtzeitig entschloss ich mich, deutlich Tempo rauszunehmen und mich am Straßenrand zurückfallen zu lassen (Ich fuhr immer noch über 40!), um dann gemeinsam mit André am Ende des Feldes ins Zwenkauer Gewerbegebiet und damit auf den letzten Kilometer einzubiegen, wo wir noch mal alles gaben, um über die Zeitwertung (Die ersten 50 werden nach Einlauf, die dahinter nach Zeit gewertet.) keine Platzierungen zu verschenken. Auf der Ziellinie traf ich dann Stefan wieder, uns trennte am Ende in der Endabrechnung nur eine knappe Sekunde, André hatte durch seine Start etliche Meter hinter uns sogar eine bessere Zeit = bessere Platzierung, Ronny schaffte es tatsächlich in die Top 50 und Oli kam mit dem folgenden Feld nur ca. 3 Minuten später mit Krämpfen ins Ziel. Bei mir stand am Ende ein 86. Gesamt- und ein 17. AK-Platz mit einem Schnitt von knapp über 41km/h zu Buche.
Nach und nach trafen mehr und mehr von uns ein, wenig später auch die ersten 125er, wo Jenny einen besonders erwähnenswerten 2. Platz in ihrer Altersklasse und damit eine Podiumsplatzierung eingefahren hat (mal ganz von der fetten GCC-Punkteausbeute abgesehen). Das Team HE 2 schaffte einen super 9. Platz von über 70 Teams auf der Mitteldistanz und verbesserte sich von Platz 16 auf Platz 15 in der GCC-Gesamtwertung. Dies freut mich umso mehr, als dass ich dazu beitragen durfte. Oli und André haben ihre Top100-Platzierung in der GCC-Gesamtwertung weiter gefestigt und sind somit ihrem Saisonziel einen Schritt näher gekommen. Mein persönliches Highlight war, dass ich es tatsächlich endlich mal geschafft habe, in der Spitzengruppe ins Ziel zu kommen. Dies scheiterte zugegeben in den Jahren zuvor meist am eigenen Leistungsvermögen, hin und wieder war es aber auch einfach Pech. Dieses Mal lief in der Beziehung alles super. Ein wenig Wettkampfhärte fehlt noch, aber das will ich gleich nächsten Montag beim Jedermannrennen „Rund ums Südringcenter“ in Rangsdorf ändern.
Nach den Rennen folgte das obligatorische Beisammensitzen des Teams auf der Festwiese, wo die Rennerlebnisse berichtet wurden. Mich erwarteten aber noch andere Pflichten. Ich hatte mich im Vorfeld freiwillig als Chaperon für das Profirennen gemeldet, ich wurde also einem ausgelosten Fahrer zugeteilt, den ich nach Rennende zur Dopingkontrolle begleiten sollte. In Erwartung des Zielsprints wartete ich mit meinem Kollegen im Auslaufbereich auf die Fahrer, doch mein „Schützling“ war nicht dabei. Ich spekulierte auf einen vorzeitigen Rennausstieg und fand den Fahrer tatsächlich am Teamwagen – bereits beim Umziehen – vor. Nach über einer Stunde Warten vorm Kontrollraum, wo wir die Gelegenheit hatten, uns mit den beiden ausgelosten Nachwuchsfahrern und dem Sieger André Schulze vom Team NetApp ein wenig zu unterhalten, machte ich mich anschließend auf den Heimweg (mit einem Zwischenstopp bei Oli Zwecks Kleidungsanprobe).
Insgesamt war es wieder ein wunderschöner Renntag mit vielen Erlebnissen, ich kann gar nicht häufig genug erwähnen, wie toll die Stimmung immer im Team ist und wieviel Spaß es macht, mit diesen tollen teamkollegen zu fahren. Meist super war auch wieder die Organisation, nur einige Verkehrsinseln hätte vielleicht (oder besser: sicher) noch einen Sicherungsposten vertragen können. Toll waren in einigen Orten (hier sei vor allem Eula erwähnt) die Zuschauer, die uns angefeuert haben. Im nächsten Jahr stehe ich bestimmt wieder am Start.