Vattenfall Cyclassics 2015
Nur zwei Wochen nach meinem dritten Platz in Brück konnte ich bei den Cyclassics 2015 über die 57 km Distanz erneut aufs Podium fahren. Dabei spielte an diesem Tag wirklich alles mit. Bei perfektem Wetter, 16°C und die aufgehende Sonne zum Start im Rücken – ebenso der Wind auf der aus der Stadt hinausführenden Schnellstraße – startete ich auf die für mich eher ungewohnte kurze Distanz. Ursprünglich hatte ich mich als Helfer für Martin gemeldet, der die letzten Wochen aber wegen gleich einiger Erkältungen nicht optimal trainieren konnte. Zudem war auch Jan mit am Start und dieses Mal konnten wir dies auch taktisch nutzen. Gestartet sind wir dieses Jahr wieder für das Team fitness-city-nord.de, für die wir schon beim City-Nord-Radrennen vor einigen Wochen aufgestellt waren.
Das Rennen war schnell, begünstigt durch den Ostwind, der uns auf offenem Gelände und breiten Straßen aus der Stadt hinaus trug und auf der etwas windgeschützteren Elbchaussee nicht im gleichen Maße negativ einwirkte. 43 km/h sollte am Ende der Schnitt betragen, fast fiel sogar die Marke der 1h20min. Auf der ersten Hälfte gab es entsprechend wenig Angriffe. Hin und wieder fuhr ein Fahrer des Teams von Hacht mit seinem auffällig knallbunten Rad vorne raus, aber wohl weniger auf Angriff als vielmehr auf reine Tempoverschärfung eingestellt. Von Peter, Martins Vater, hörten wir, dass es weiter hinten gleich zu Beginn einen üblen Sturz gegeben haben soll, zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns aber schon weiter vorne einsortiert.
Angriff und Schrecksekunde
Als es dann nach Wedel hineinging, gab es die nächsten Antritte und dann konterte Jan. Seinen Verfolgern heftete ich mich ans Hinterrad, aber weiter als 50m kam er nicht vom Feld weg. Nachdem er eingeholt war, folgten die Hüpfer über die Schwellen der Schleusentore und anschließend der Kösterberg, der an Stelle des Wasebergs auf die Jedermänner wartete. Ich fuhr in dritter, dann zweiter, dann erster Position und plötzlich war eine Lücke hinter mir. Um nicht im falschen Moment einen Angriff zu verpassen, fuhr ich mein Tempo durch, statt mich zurückfallen zu lassen und wartete in der Abfahrt aufs Feld. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, durchzuziehen, verwarf diesen aber auch schnell wieder… 15 km Gegenwind alleine und ein starkes Team in der Verfolgung waren Argumente genug. Also wieder in den Top10 eingegliedert und mit Tempo über die Elbchaussee hinab. Eine schnelle Rechts-Links-Kombi mit Inseln, kein Problem, wenn da nicht dieser verschlafene Ordner über die Straße getapst wäre, der fast einen Salto rückwärts gemacht hätte, als wir wütend wie erschrocken schreiend auf ihn zufuhren. Er und besonders wir haben gerade so die Kurve gekriegt.
Teamwork
Etwa 10km vorm Ziel setzte sich dann Jan vor mich und hielt mich die meiste Zeit aus dem Wind raus, nur manchmal mussten wir uns, wie es (besonders in einem Jedermann-) Feld halt so ist, neu sortieren. Es gab vereinzelt Angriffe, die aber an der langen Leine gehalten wurden. 2 Kilometer vorm Ziel war ich kurz eingebaut und musste mich erst einmal wieder raus- und nach vorne fahren, gerade rechtzeitig vor einer heiklen, da engen Rechtskurve. Bis 500m vorm Ziel fuhr Jan mich noch einmal in Position, bevor der für Jedermannrennen typisch chaotische Sprint losging, dessen Start ich ein wenig verpasst habe. Zum Glück kann ich lange Sprints fahren und so spurtete ich auf der Mönckebergstraße, die bestimmt wieder eine tolle Stimmung bot (ich kann mich nicht erinnern 😉 ), Position für Position nach vorne und ich realisierte, dass Platz 3 noch erreichbar war. 25m vorm Ziel zog ich noch vorbei. Vielen Dank an Jan für die tolle Arbeit zuvor.
Die anderen Fahrer des Teams fanden sich dann auch alle im Nachverpflegungsbereich ein. In der Mannschaftswertung belegten wir am Ende Platz 7 von fast 200 Teams.
Leider gibt es in Hamburg ja keine Siegerehrung, was ich für den Preis schon etwas schwach finde, zumal das Podium ja ohnehin da ist und Zeit genug eigentlich auch – ein Grund mehr, weshalb ich wohl das letzte Mal am Start stand. Es ist sicher ein tolles Event. Wenn man aber einige Rennen mehr im Jahr fährt, merkt man schnell, dass es vor allem viele kleine Rennen gibt, bei denen der sportliche Aspekt viel mehr gewürdigt wird zu einem geringeren Preis.