Venustransit
Es ist ein Schauspiel, das unspektakulär scheint, schließlich ist es ja nur ein kleiner Punkt vor der Sonne, mit bloßem Auge selbst mit Filter (ich hoffe, niemand hat es ohne versucht) kaum zu erkennen. In einer Zeit, in der selbst eine partielle Sonnenfinsternis bei vielen nur noch ein Gähnen hervorbringt und eine Mondfinsternis ein Schulterzucken, erscheint dieser kleine Punkt doch kaum erwähnenswert. Lokal gesehen ist so ein Venustransit sogar häufiger als eine totale Sonnenfinsternis, doch in der heutigen Zeit, wo es ein leichtes (wenn auch nicht günstiges) Unterfangen ist, für so ein Ereignis mal um die halbe Welt zu reisen, wird sich für jeden, der die letzte totale Finsternis in Deutschland verpasst hat, doch noch die eine oder andere Möglichkeit ergeben, zum Beispiel noch im November diesen Jahres im Südpazifik. Wer jetzt noch einen Venustransit erleben möchte, muss entweder noch 105 Jahre leben oder eine Reise ins All unternehmen und sich damit so weit von der Erde entfernen wie kein Mensch je zuvor. Denn die Bahnen von Erde und Venus um die Sonne sind zueinander geneigt, dadurch gibt es auf den Bahnen nur jeweils 2 Punkte, die auf einer Linie mit der Sonne liegen. Da sich Venus und Erde in ihrer Umlaufzeit um die Sonne unterscheiden, kommt es nur sehr selten vor, dass sich alle drei Objekte so wie letzte Woche positionieren.
Es sind noch andere Aspekte, die dieses Ereignis interessant machen. So ist die Erde zum Beispiel kosmisch gesehen nur minimal größer als die Venus. Damit ist der Transit eine Zurschaustellung der Größenunterschiede und Distanzen in unserem Sonnensystem, man sieht diesen kleinen Fleck vor der riesigen Sonne, die wiederum dreimal so weit entfernt ist wie die Venus. Wären beide Objekte gleich weit entfernt – sagen wir, auf Höhe der Venus, würde einem die Sonne im Durchmesser dreimal größer erscheinen. Dabei ist der schwarze Punkt ja so schon so klein. Wissenschaftler sind vor allen Dingen an Messungen interessiert. Wir wissen über die Venus recht viel und können durch den Vergleich mit Messungen Rückschlüsse auf Ergebnisse führen, die durch Beobachtungen von Planetentransits anderer Sternensyteme gewonnen worden sind. Nichts fasziniert die Menschheit zur Zeit am Universum so sehr, wie die Entdeckung und Untersuchung von Exoplaneten, in diesem kosmischen Labor sind unsere direkten Nachbarn die perfekten Vergleichsobjekte.
So viel zur Theorie, nun zur Beobachtung. Die Wetteraussichten waren ja nicht sehr vielversprechend, wolkig sollte es werden am MIttwoch Morgen. Da der Venustransit bei Sonnenaufgang in Potsdam (4:50h) schon in vollem Gange war, sollten ab da noch knappe 2h bleiben. So war der Plan, sich zu 4.30h den Wecker zu stellen und dann die Wolkenlage zu checken. Und welche Freude: Keine Wolken! Wir fuhren gegn 5 Uhr zur Schiffbauergasse, von wo aus man einen wunderbaren Blick über die Havel hatte. Nebel stieg vom Wasser auf, was zwar noch keinen klaren Blick auf die tiefstehende Sonne ermöglichte, aber ein wunderschönes Szenario bot. Ich baute mein kleines Teleskop, ein Meade ETX70, auf, wodurch wir mit 14facher Vergrößerung den ersten Blick auf die Venus erhielten, da sind dann auch ein paar Bilder mit einer Handykamera entstanden. Wir vergößerten noch über 29x bis auf 140x und hatten so schon ein Sichtfeld, das kleiner als die Sonnenscheibe war und an die Auflösungsgrenze des Teleskops stieß. Ein paar schöne Bilder sind auch durch eine „normale“ gute Kamera entstanden. Nach einiger Zeit stand die Sonne über dem Nebel, es wurde deutlich wärmer und der Blick wesentlich klarer. Bis zum Ende des Transits kurz vor 7 Uhr hatten wir einen klaren Himmel, der Wetterbericht lag dieses Mal – zum Glück – daneben, erst 2 Stunden später zog sich der Himmel zu.